Anfangen funktioniert anders als aufhören
Wenn wir uns eine alte Gewohnheit abgewöhnen wollen, funktioniert das ganz anders, als eine neue Gewohnheit zu etablieren.
Wie hier beschrieben ist ein wichtiger erfolgbringender Faktor die Wiederholungsintensität. Jedoch hängt eine langfristige Veränderung mit weitaus tiefgehenderen Prozessen zusammen.
Unser Gehirn verknüpft die Auslöser und die daraus folgende Handlung mit dem Ergebnis.
Wenn Sie sich beispielsweise angwöhnen wollen täglich eine heiße Zitrone zu trinken, ist es sinnvoll den Auslöser optimal zu platzieren.
Ein Post-it auf dem Nachttisch könnte sich als unzureichend entpuppen, da Sie wahrscheinlich direkt nach dem Aufstehen den Post-it vergessen haben.
Den Post-it in der Küche oder eine Zitrone im Bad zu platzieren, kämen der Sache schon etwas näher. So lächerlich wie das auch klingen mag, es ist der entscheidende erste Schritt.
Überprüfen Sie mal gedanklich Ihren Anker...
Wie ist er platziert? Haben Sie überhaupt einen?
Mit einer bestehenden Angewohnheit zu brechen, erfordert ganz andere Vorgehensweisen, da "das Alte" bereits hervorragend in uns verankert ist.
Sie nehmen sich also vor, zukünftig etwas anders zu machen - und schon erschrickt Ihr System! Wenn diese neue Tätigkeit dann auch noch mit einem negativen Ausdruck verknüpft ist, wie zum Beispiel
"Ich darf keine Süßigkeiten / Fleisch essen"
schrillen alle Ihre Alarmglocken und die Verteidigung des Gewohnten beginnt. Denn unsere angewöhnten Verhaltensweisen dienen uns unbewusst. Sie befriedigen Gelüste, bieten Schutz, dienen der Bequemlichkeit oder bewahren uns vor unliebsamen Gefühlen.
Welches Bedürfnis steckt hinter der Gewohnheit?
Martina K. geht seit Wochen jeden Tag bei der Arbeit in die Cafeteria um sich ein Stück Kuchen zu holen. Sehr ungewöhnlich, das hat sie füher nie gemacht. Zunehmend ärgert sich über die zusätzlichen Kilos auf der Waage. Um zu erfahren, was so wichtig an diesem Kuchenritual ist, begann sie sich genau zu beobachten. Nicht erwartet hatte sie, dass garnicht der Hyper auf etwas Süßes sie in die Cafeteria trieb, sondern der Wunsch nach einem kurzen Plausch mit den netten Kollegen dort und die damit verbundene kurze Pause. Der Kuchen war sozusagen nur die Rechtfertigung dafür- zugegeben eine ziemlich ungesunde.
Mit dieser Erkenntnis konnte Martina K. diese schlechte Angewohnheit durch eine bessere Alternative ersetzen.
Doch wie sieht die mögliche Veränderungsstrategie aus, wenn das Bedürfnis uns hindert?
Häufig ist Genuss, vermeintliche Zeitersparnis oder Vermeidung die gefühlte Belohnung hinter unserer Angewohnheit.
- Wir belohnen uns nach einem anstrengenden Tag mit Süßigkeiten, Pommes oder Fleisch obwohl wir meinen, uns eigentlich endlich gesünder/vegetarisch ernähren zu wollen. Oder zu müssen?
- Wir lassen aus Bequemlichkeit alles hinter uns liegen, um angeblich Zeit zu sparen
- Wir schieben unangenehme Aufgaben endlos vor uns her, um die mögliche negative Konsequenz zu vermeiden (Steuererklärung)
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